Ein Schatzkästchen in Seeheim-Jugenheim – das Museum Stangenberg Merck
von Yvonne Weber-Sturm
Ein Schatzkästchen für Preziosen: Das „Haus auf der Höhe“, wie die Villa auf dem Löserberg im südhessischen Seeheim-Jugenheim genannt wird, ist als architektonisches Juwel bereits für sich alleine ästhetisch und kostbar genug, um es genauer in Augenschein zu nehmen; doch bewahrt die Villa im Innern Schätze, die nur darauf warten, durch den Besucher entdeckt zu werden.
Das Museum Stangenberg Merck gilt seit dem Jahr 2010 als auffallend attraktives Beispiel eines Privatmuseums im architekturhistorischen Gewand. 1860 erbaut und 1904 von Heinrich Metzendorf, dem sogenannten „Baumeister der Bergstraße“, umgebaut und erweitert, vereint das Bauwerk Historismus, Jugendstil und Landhausarchitektur. Eingebettet in einen bezaubernden Park mit Fernsicht ist das ehemalige Wohnhaus seit unterdessen zehn Jahren Heimat des umfassenden künstlerischen Oeuvres von Heidy Stangenberg-Merck, Marietta Merck und Karl Stangenberg. |
Auf nun vier Etagen und insgesamt 800 qm Ausstellungsfläche präsentiert sich das Museum Stangenberg Merck in Seeheim-Jugenheim rechtzeitig zum zehnten Jubiläumsjahr 2020 in seiner vollen Schönheit. Das oberste Geschoss der Villa wurde in 18-monatiger Renovierungszeit zur Ausstellungsfläche umgewandelt und an die dem Museumsbesucher bereits zugänglichen drei Etagen angegliedert. Die hinzugekommene Fläche des Museums wird neben der Ausstellung bisher ungezeigter Werke Heidy Stangenberg-Mercks zur neuen, umfassenden Präsentation des malerischen und bildhauerischen Werks von Marietta Merck genutzt.
Somit steht das Haus auf der Höhe jetzt in seiner Gesamtheit ganz im Dienst der Erhaltung und Präsentation von Kunst und Kultur. Seit den 1960er Jahren unter der Obhut von Karl Stangenberg immer wieder feinsinnig und umsichtig renoviert, ist es als „Schatzkästchen“ der ideale Ort, künstlerische Kostbarkeiten zu präsentieren und zu bewahren. Und das tut es. |
Ein Teil der neuen Ausstellungsfläche ist Marietta Merck, der Mutter von Heidy Stangenberg-Merck und selbst Künstlerin in unterschiedlichsten Techniken, gewidmet. Impressionistisch anmutende griechische Landschaften, die von einer mit der Tochter geteilten Liebe für die Mittelmeerregion zeugen, Plastiken, die Persönlichkeit einzufangen vermögen, aber doch vor allem Portraits in Öl, Tempera, Pastell und Aquarell.
Auch ist Marietta Merck selbst verewigt: Eine elegante Büste, geschaffen von der in München ansässigen Bildhauerin Jenny von Bary-Doussin (übrigens auch ihre Lehrerin), zeigt Marietta Merck im jugendlichen Alter. |
Wendet man sich nach einem Blick aus dem Fenster über die Rheinebene von Marietta Merck ab, betritt man einen großzügigen, lichtdurchfluteten Raum. Rechterhand fällt der Blick auf die mächtigen Buchen und Fichten des Parks und man kann nur erahnen, wie weitläufig sich dieser hinter dem Haus erstreckt.
Man stößt nun wieder auf Werke von Heidy Stangenberg-Merck. Sieben Jahrzehnte akademische Malerei, ein Schatz nach dem nächsten. Eine Ballerina schaut etwas schüchtern zu Boden, wunderbar eingefangen von der zur Studienzeit in den späten Vierzigerjahren noch sehr jungen und unerfahrenen Künstlerin. Und immer wieder steht man vor im wahrsten Sinne malerischen Landschaften, beispielsweise dem Werk „Horizont“ von 1979, das den Betrachter in einen Zustand der Entspannung versetzt. |
Überhaupt ist dies ein Ort zum Entspannen. Sitzgelegenheiten laden den Besucher jederzeit zum Verweilen ein, und eine besondere innenarchitektonische Ruhe lässt die Exponate zu Wort kommen.
Die unaufgeregten, harmonisch komponierten Bilder erzählen von Spaziergängen durch Orte auf Mykonos, Paros und Amorgos, Wanderungen nach Langada und Tholaria, aber erklären uns auch das griechische Leben. Die Bilder gewähren Einblicke in Küchen, Tavernen, lassen uns Abendgespräche am Strand oder auf dem Mäuerchen vor dem Brunnen sitzend belauschen. Es sind griechische Landschaften, die den strahlenden Zauber der Ägäis nach Südhessen transportieren, aber auch die Heimat kommt nicht zu kurz. Die Bergstraße, das geliebte Ried in Oberbayern werden genauso gewürdigt wie zahlreiche Stillleben, die vom alltäglichen Leben zuhause erzählen. Es ist eine wahre Fülle an Eindrücken in wunderbarer Umgebung und gekonnter Präsentation, die diesen Schatz an der Bergstraße ausmacht. |
Alle weiteren Infos und viele Bilder sowie ein Drohnenflug-Video gibt es auf der website des Museums: www.mstm.info