Der kompositorische Aufbau des Bildes ist für Heidy Stangenberg-Merck bedeutsam; so legte sie, wenn das eigentliche Sujet feststand, erst Ausschnitt, dann Form und Farbe fest. Stangenberg-Merck ging nie ohne Skizzenhefte auf Reisen, die sie unterwegs reichlich gefüllt hat, um dann im Atelier zu komponieren: Bewusstes Arrangement der Motive und Farbe war das Ergebnis. So steht im Mittelpunkt ihres Bildentwurfs fast immer die Frage der Anordnung der Figuren und Gegenstände; oder wie werden die Menschen und Gegenstände im Bild räumlich kombiniert. Als Zweites sind der Abstand, die Zentralprojektion der wiedergebenden Figuren von Wichtigkeit; soll die einzelne Person von ganz nah oder aus der Ferne wiedergegeben werden. Dann zu den Objekten selbst: Wie sind die Formen geometrisch zu vereinfachen und zu konturieren, damit der Ausdruck deutlicher werden kann. Und letztlich, welche Farben bzw. Farbtöne sind anzuwenden, um den künstlerischen Ausdruck, das künstlerische Erlebnis der Malerin für den Betrachter transparent werden zu lassen. An diesem Bild lässt sich die strenge Komposition ihrer Bilder gut veranschaulichen: Pyramidal aufgebaut sehen wir eine Gruppe Frauen, die ihre Amphoren am dorfeigenen Brunnen mit Wasser füllen. Die Gruppe nimmt die gesamte Bildfläche ein. Auf unterschiedlichen Ebenen sind stehende und sitzende Frauen mal ganzkörperlich, mal nur angeschnitten zu sehen. Auf detaillierte Gesichter oder Hände wird verzichtet. Umgebende Bäume und architektonisches Umfeld werden nur schemenhaft angedeutet. Obwohl die Farbwahl auf den ersten Blick etwas „wild“ erscheint, steckt doch ein ausgeglichenes Konzept dahinter: Auffällig farbig ist nur die Kleidung der Brunnenfrauen. Der Hintergrund macht, was er soll, er nimmt sich farblich zurück. Wie so oft bei Heidy Stangenberg-Merck nimmt eine blau gekleidete Figur das Zentrum ein. Hinter ihr wird ausschnitthaft ein roter Farbtupfer als Kontrast dazu gestellt, um das Zentrum zu betonen. Links und rechts davon sind die anderen zwei Frauen in Ockertönen gestaltet, was sie als eine Art Klammer um das zentrale Frauenpaar erscheinen lässt. Yvonne Weber-Sturm, M.A.
2 Comments
20/3/2020 08:41:25 am
Eine tolle Idee mit dem virtuellen Museum.
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Yvonne Weber-Sturm Archives
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