virtuelles Museum Stangenberg Merck
  • Tagebuch 2
  • Tagebuch 1
  • Das Museum
  • Kontakt
    • Impressum
  • Datenschutz
  • Tagebuch 2
  • Tagebuch 1
  • Das Museum
  • Kontakt
    • Impressum
  • Datenschutz

34. Tag: Die Radierungen

1/5/2020

0 Kommentare

 
Bild
Das grafische Werk besitzt in Heidy Stangenberg-Mercks Oeuvre einen beträchtlichen Umfang, sie arbeitete sowohl mit Hoch- als auch mit Tiefdrucktechniken. In ihrem Werksverzeichnis erscheinen 347 radierte Motive, 86 Linolschnitte und 19 Monotypien.
Zu den Tiefdruckverfahren gehört die Radierung, die gerade Heidy Stangenberg-Merck ab Mitte der Sechziger Jahre sehr zu schätzen wusste. Das Tiefdruckverfahren ist eine Drucktechnik, bei der die abzubildenden Elemente als Vertiefungen in der Druckform vorliegen. Klassische künstlerische Verfahren sind der Kupferstich, die im 16. Jahrhundert entwickelte Radierung und die Aquatinta, die im 18. Jahrhundert zur Reproduktion von Gemälden entwickelt wurde und bis heute wegen ihrer malerischen Wirkungen geschätzt wird.
Richtungsweisend für ihr druckgrafisches Werk ist die Begegnung mit Helmut Süss (auf dem Foto aus dem Jahr 2004 zu sehen mit seiner Frau links und Heidy Stangenberg-Merck rechts), eigentlich Schüler in ihrem von 1950 bis 1970 in München betriebenen Atelier für Malen und Zeichnen.
Er, der später die Radierklasse an der Akademie der Bildenden Künste in München leiten wird, bringt sie mit der Radierung in Berührung, einer Technik, die sie seitdem nicht mehr los lässt. 1969 richtet sie eine eigene Druckwerkstatt ein.
Bild
Die Technik der Radierung
 In die Druckplatte, die meist aus Zink oder Kupfer besteht, werden mit einer Radiernadel aus Stahl Linien gekratzt (daher auch der Name Radierung von lateinisch radere-kratzen), oder mit Säure Vertiefungen geätzt. Die Druckplatte wird anschließend komplett mit Farbe überzogen und mit dem Handballen oder der Wischgaze wieder blank gewischt. Die Farbe steht danach in den Rillen und Vertiefungen, während auf der Plattenoberfläche meist nur eine feine Farbschicht bleibt. Unter hohem Druck saugt dann ein weiches, leicht angefeuchtetes Büttenpapier die Farbe aus der Platte. Das ganze passiert spiegelverkehrt, der Druck lässt dann auf dem Papier das Positiv entstehen.
Bild
Bild

Es gibt zwei Verfahren in der Radierung.
Mit der Kaltnadel radiert, entstehen durch die mechanische Einwirkung auf die Metallplatte Grate, die grob an den beiden Seiten der Vertiefung abstehen, und im Druck eine etwas unscharfe Kontur entstehen lassen. Anders bei der Ätzradierung, die exakte Konturen ermöglicht.
Die Kaltnadelradierung wird also direkt mit der Radiernadel auf der Druckplatte ausgeführt, während bei der Ätzradierung in einen auf die Druckplatte aufgebrachten Ätzgrund gezeichnet und die Platte dann in Säure geätzt wird. Der Begriff der „kalten Nadel“ versteht sich im Gegensatz zum Wärme erzeugenden Prozess des chemischen Ätzens.
Eine spezielle Technik ist das Aquatinta-Verfahren, das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufkam und in seiner flächenhaften Halbtonwirkung als eine der malerischsten Tiefdrucktechniken gilt. Durch das Aquatinta-Verfahren lassen sich malerische, an lavierte Tuschezeichnungen erinnernde Tonwerte vom hellsten Grau bis hin zu tiefem Schwarz erzielen. Hier steht die Behandlung der Flächen im Fokus: Säurefester Staub (z.B. Kolophonium, Asphalt oder Harz) wird in einer hauchdünnen Schicht auf eine – etwa durch Kaltnadel oder Strichätzung konturierte – Fläche aufgebracht. Durch Erwärmen der Platte beginnt der Staub zu schmelzen, verbindet sich mit der Druckplatte und ergibt eine Oberfläche mit offenen und abgedeckten Punkten, die im Säurebad geätzt wird. Im nächsten Arbeitsgang werden bereits geätzte Flächen abgedeckt und andere Flächen ebenso bearbeitet. Durch variierende Stärken des Korns und unterschiedliches Anschmelzen können verschiedenste Effekte erzielt werden.

Alle Bilder können durch Anklicken vergössert werden
Bild
Heidy Stangenberg-Merck im Jahr 1970 beim Radieren mit der Kaltnadel, zur Kontrolle die Lupe dabei. Oft hat die Künstlerin auch einen Spiegel benutzt, um ihr Werk als gedrucktes Positiv zu überprüfen
Bild
Der Arbeitstisch im Ganzen. Ganz links ein Gefäß für das Säurebad einer Ätzradierung, allerhand Künstlermaterial, weiter rechts einen fertigen Abzug einer Radierung, eine Druckplatte, die teilweise mit Abdecklack bestrichen wurde.
Bild
Ein Blick in die Dauerausstellung im Museum: Das Atelier der Künstlerin, hier zu sehen Leder- und Gummiwalzen, rundes Ledertampon, Lupen etc.
Bild
Kolophonium (für die Aquatinta), Terpentinöl, Salpetersäure (für das Ätzbad), Benzin
Bild
Radiernadeln
Bild
Die Druckerpresse. Heidy Stangenberg-Merck fertigte die Abzüge selbst an.

Bild
Die Radierung, „Glas“ von 1970: ein Stilleben mit Einmachglas, Löffel und zwei Glühbirnen.
Man erkennt am Motivrand noch die Vertiefung, die der Druckvorgang hervorruft. Es handelt sich hierbei um eine Kaltnadelradierung, man kann die einzelnen Striche des Werkzeugs deutlich erkennen.
Das Arrangement zeigt wieder deutlich, wie wichtig Komposition für Heidy Stangenberg-Merck war: Das Glas im Vordergrund nach links gerückt, ein Teller vorne nur angeschnitten, die zwei Glühbirnen malerisch arrangiert. Der Hintergrund wird geometrisch unterteilt.
Bild
„Mauern“ von 1984 ist eine Aquatintaradierung, was man an den unterschiedlich stark in Grautönen eingefärbten, gekörnten Flächen erkennt, die durch das Anschmelzen des Kolophoniums entstanden sind.
Bild
Das dazugehörige Foto aus den Privatalben der Künstlerin. Die Radierung ist spiegelverkehrt, da der Entwurf und die Vorzeichnung auf der Radierplatte kongruent zum Foto als Negativ ausgeführt wurden. Der Abzug erfolgt als Positiv, also spiegelverkehrt.
Yvonne Weber-Sturm, M.A.
0 Kommentare



Hinterlasse eine Antwort.

    Autoren:

    Yvonne Weber-Sturm
    Leiterin des Museum Stangenberg Merck
    Karl Stangenberg
    Daniela Walther
    Isabella Schnürle
    Viktoria Hellriegel

    Archives

    Mai 2020
    April 2020
    März 2020

    Kategorie

    Alle

    RSS-Feed

Proudly powered by Weebly