virtuelles Museum Stangenberg Merck
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Ausstellungseröffnung: Eine Jahresausstellung in vier Akten

18/4/2021

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Jürgen Heinz. IM RAUM. BEWEGT. STILL. VERÄNDERT

„Die Seele des Objekts kommt durch die Bewegung zum Vorschein.“ Jürgen Heinz ​​

​Jürgen Heinz (D) lebt in Darmstadt, arbeitet als bildender Künstler mit dem Material Stahl in seinem Atelier in Lorsch. Seine Objekte sind reduziert und konzentriert, puristisch und muskulös. Stets getragen von einer klaren Formensprache und eleganten Textur. Der Betrachter übernimmt den subtilen Pulsschlag der Plastik und tritt ein in einen kontemplativen Wahrnehmungszustand, in dem er sich der visuellen Musikalität und lyrischen Kraft des Materials aussetzt. Virtuos spielt der Künstler mit Gewicht und Form, Harmonien und Kontrasten, Gravitation und Schwerelosigkeit. Indem er schweren Stahl als flexible Masse inszeniert, hat Jürgen Heinz der Natur des Materials eine neue Facette hinzugefügt. Aus "Heavy Metal" wird zarte, filigrane Kammermusik. Seine Objekte sind kopflastig, ohne den Kopf zu verlieren. Er erschafft ausdrucksstarke Symbole der Spannung und der befreienden Energie und vertraut der Lust und Fähigkeit des Betrachters, die vorgegebene dynamische Bewegung in der Phantasie fortzusetzen. Die MOVING SCULPTURES von Jürgen Heinz kommunizieren mit dem Betrachter, berühren, ziehen in Bann und fordern auf zum Agieren.

Im Museum Stangenberg Merck präsentiert Jürgen Heinz das Spektrum seiner MOVING SCULPTURES erstmals in getrennt aufeinanderfolgenden Ausstellungssequenzen, die vier Positionen seiner Bewegten Kunst zeigen – beginnend mit IM RAUM ab dem 18.04.2021. Architekturplastiken und Plastiken, die Bewegung sichtbar machen, eröffnen die Jahresausstellung mit Ausstellungssequenz I. und Position IM RAUM. In Ausstellungssequenz II. geht es bewegend BEWEGT weiter. Es folgt Ausstellungssequenz III., die Bewegung im Augenblick des STILL Seins und Innehaltens erlebbar macht. Schließlich widmet sich Ausstellungssequenz IV. der Bewegung durch Veränderung - VERÄNDERT - mit modularen Plastiken und Installationen. 


IM RAUM            Frühjahr 2021
BEWEGT              Sommer 2021
STILL                    Herbst 2021
VERÄNDERT        Winter 2021/22

Jürgen Heinz ist auf Kunstmessen wie ART KARLSRUHE oder BASEL CONTEMPORARY vertreten, seine Arbeiten sind teils temporär, teils permanent im Öffentlichen Raum und in Museen und Kunsträumen wie der Skulpturenhalle der Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps ausgestellt.

(CS)​

Im Park

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Where are we going, Stahl, 2021 (450)
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Moving clouds, Federedelstahl/Stahl lackiert, 2018 (340)
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Flying Squares, Stahl/Edelstahl, 2021 (360)
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Turm, Stahl (300x150x150)
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Pendulum II, Stahl/Federstahl, 2013 (270)
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Time Window II, Stahl lackiert/Edelstahl, 2014 (250)
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Monument II, Stahl, 2007 (108x100x12)



​Im Artificium

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Skizzen III und IV, Kohle/Pastell, 2016 (50x40)
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Skyline, Stahl, 2009 (41x110)
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Freigeist, Stahl, 2007 (65)
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Aneinander, Stahl, 2008 (50)
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Raumkörper I + II, Stahl-Installation, 2009 (20x30x8)
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Stahlpoet II. Tief bewegt, Stahl/Eiche, 2021 (155)
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Stahlpoet II. Tief bewegt - Detail
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Werkserie Giganten - bewegte Stahlplastiken
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Giant VI, Stahl, 2012 (85)
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Giant V, Stahl, 2012 (85)
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Giant VI - Detail
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Giant V - Detail
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In Sich II, Stahl gerostet, 2010 (18x25)
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In sich I, Stahl gerostet, 2010 (65x100)

​Alle Kunstwerke sind verkäuflich. Sprechen Sie uns an:
Museum Stangenberg Merck und Artificium, 06257-905361 oder mail@museum-jugenheim.de
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Ausstellungseröffnung: Berit Schmidt-Villnow. Be now!

7/2/2021

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Wir freuen uns, Ihnen die neue Sonderausstellung im Artificium des Museums Stangenberg Merck zu präsentieren! 
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Leider können wir die Vernissage unserer neuen Sonderausstellung "Berit Schmidt-Villnow. Be now!" nicht mit Ihnen persönlich begehen - die Ausstellung ist im Haus auf der Höhe installiert und wartet auf Ihren Besuch, sobald dies wieder möglich ist. Um Ihnen einen Einblick in die bildhauerische Welt der Darmstädter Künstlerin zu geben, feiern wir heute mit Ihnen auf diesem Weg die Eröffnung und laden Sie ein, sich in aller Ruhe von zuhause aus auf den Besuch im Artificium des Museums Stangenberg Merck einzustimmen. 

Berit Schmidt-Villnow, Dipl.Ing Architektin (TU Darmstadt), begegnete dem Plastischen Gestalten bereits während ihres Architekturstudiums. Allerdings entdeckte sie ihre Liebe zum plastischen, figürlichen Gestalten in Ton erst einige Jahre später - seit 1998 arbeitet sie ausschließlich in diesem Genre.
Durch Fortbildungen in Ton, aber auch in Stein, Holz und Bronzeguss entwickelte sie ihren eigenen Stil. Der Ton bleibt meist unbehandelt,  nur bei einigen Arbeiten werden durch das Auftragen von Engobe farbliche Akzente gesetzt. Ihre Themen sind immer nah am Menschen - Alltagsmomente werden festgehalten, Begegnungen, Zwiegespräche, Gruppen, miteinander in Beziehung tretend. Emotionen und Seelenzuständen ist sie in ihren Portraitbüsten auf der Spur.
Berit Schmidt-Villnow lebt und arbeitet in Darmstadt. Seit 2016 ist sie Mitglied im BBK Darmstadt (Bundesverband Bildender Künstler). 
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Ihre neuen Arbeiten sind zur Zeit der Corona-Pandemie und des Lockdowns entstanden und setzen sich intensiv mit den Umständen dieser Zeit auseinander. Schmidt-Villnow bannt die Bewegungslosigkeit, das Zuhause-Sein, das starre Abwarten auf bessere Zeiten in Ton. Gleichzeitig gibt sie aber auch Raum für Entspannung und Ablenkung: "Trotzdem" lässt Figuren tanzen, "Herbst" zeigt eine junge Frau, die in eine dicke Jacke gehüllt die herbstliche Sonne genießt. Schmidt-Villnow lässt ihr Figuren zwar abwarten und sich manchmal langweilen, aber auch das Beste daraus machen: immer weitermachen, den Moment genießen und nicht verzagen! In diesem Sinne: Viel Vergnügen mit der Ausstellung "Berit Schmidt-Villnow. Be now!"

​Yvonne Weber-Sturm

Alle Werke sind verkäuflich. Sprechen Sie uns an: Email: mail@museum-jugenheim.de oder Tel.: 06257-905361


​Die Kunstwerke:

Fotos: BSV
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Warten (Serie; je 8/10/12 cm)
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Warten (70/50/110 cm); z.Zt. unverkäuflich
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Trotzdem (10/10/33 cm und 13/09/34 cm)
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Trotzdem (Bronze; 15/13/37 cm)
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Herbst (36/22/53 cm)
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Winter 2020 (36/27/46 cm)
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Ich bin (34/27/46 cm)
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Mind@War - im Homeoffice (37/38/110 cm)
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Im Lockdown (17/30/31 cm)
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Kontaktverbot (11/14/24 cm)
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Zu Hause bleiben! (40/45/9 cm)
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Gegenwind (Bronze; 13/9/17 cm)


​Blick in die Ausstellung:

(Fotos: YWS)
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100. Tag: Dankeschön!

4/2/2021

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​Liebe Freunde des Museums Stangenberg Merck,
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nach 100 Tagen Schließungszeit des Museums in Jugenheim, aber mit täglich neuen Beiträgen auf dieser unserer Seite nach den Motto "closed but open" - einer langen kunst- und kulturhistorischen Reise durch unser Haus und das Œuvre unserer Künstler und Künstlerinnen - sagen wir Danke!
Danke für Ihre Besuche hier auf der Seite des Museums Stangenberg Merck, danke für Ihre Treue und Ihr Feedback. Hinter uns liegen 100 Tage Virtuelles Museum, die uns sehr viel Freude bereitet haben. Unsere gemeinsame Reise startete am 18.03.2020. Sie führte uns durch die Welt von Heidy Stangenberg-Merck, sowie ihrer Mutter Marietta Merck, ihrem Mann Karl Stangenberg und verschiedener befreundeter Künstler. Immer wieder haben wir auch kleine Ausflüge in unseren Park, den Shop und unsere Sonderausstellungen unternommen. Sie begleiteten uns täglich auf Exkursen zu Heidy Stangenberg-Mercks geliebtem Griechenland, ihrer Portraitkunst, den Stillleben und vielem mehr. Es wurde dadurch nochmals deutlich, dass Heidy Stangenberg-Merck nicht auf ein Genre festgelegt war, sondern alle Thematiken der Bildenden Kunst bestens in ihrem Repertoire beherrschte und künstlerisch ausdrucksstark in ihrem Personalstil darbot. Erfrischend und aktuell ist ihre Darstellung des Gesehenen, mit dem sich der Betrachter auch in diesen Zeiten identifizieren kann.

Wir hoffen, Ihnen ein abwechslungsreiches Museum geboten zu haben, was Sie Tag für Tag ein wenig von der aktuellen Situation ablenken und in die Kunstwelt entführen konnte. Wir werden unser tägliches Update hiermit beenden, sind aber weiterhin hier für Sie da! Die neue Ausstellung im Artificium des MSTM "Berit Schmidt-Villnow. Be now" werden wir auf dieser Seite eröffnen und Sie mit Einblicken in die neue Sonderschau versorgen. Auch die ein oder anderen Neuigkeiten werden Sie hier erfahren.
Wir hoffen, dass wir Sie bald wieder persönlich bei uns begrüßen dürfen.

Als treue Leser und Leserinnen unseres Virtuellen Museums wird es Ihnen sicherlich nicht schwer fallen, ein kleines Quiz zu lösen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
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99. Tag: Marietta Merck, Holger

3/2/2021

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Holger, Kunstzement, o.J.; Holger, Öl, 1961
Marietta Merck formte Holger im Kindesalter als Porträtplastik und malte ihn in späteren Jahren nochmals als jungen Mann in Öl auf Leinwand. Beide Kunstwerke sind heute im 4. Stock des Museums zu sehen.

Das jüngere Porträt von Holger ist als Plastik aus Kunstzement geformt. Die Studie zeigt Holger im Kindesalter als verspielten, aber zugleich auch ernst blickenden Jungen, dessen Ohren keck abstehen.
Marietta Merck hat einen kindlichen Kopf modelliert, der nicht einfach nur kleiner geformt wurde als ein erwachsener Kopf, sondern wichtige Entwicklungsschritte aufweist. Ein wichtiges Kennzeichen ist, dass der Hirnschädel noch stark den Gesichtsschädel überwölbt, wie man es auch hier bei dem kleinen Holger sehen kann. Der Kleinkindkopf zeichnet sich hier durch die hohe Stirn aus, die Augenachse liegt auch nicht als waagerechte Teilung des Kopfaufbaus, sondern tiefer und gibt Anlass zur Spekulation, dass Holger hier wohl als ungefähr 5- jähriger Junge porträtiert wurde.
Die Gesichtszüge sind weich modelliert, das Kinn ist noch schwach ausgebildet. Die Wangenpartie ist besonders ausgeprägt herausgearbeitet und betont plastisch modelliert, eine typische Formensprache bei der Darstellung eines jüngeren Kindes. Auch die Augenpartie wurde besonders gut herausgearbeitet: Iris und Pupille wurden jeweils linearförmig in dem mandelförmigen Augenumriss eingekerbt. Die Iris wird durch das Oberlid leicht überdeckt und bewirkt damit eine geöffnete, entspannte Ruhehaltung in der Blickführung. Die dichte Haarpracht liegt fast wie ein Helm über der Kopfpartie, ohne einzelne Haarsträhnen zu betonen. So sind das Gesicht und die Augen das Bestimmende in dieser Plastik, die Haarpracht bildet einen geschlossen Umriss nach oben hin.
Der verspielte Eindruck dieser Plastik entsteht nicht nur durch das Kindhafte, sondern zum Teil durch die Formqualität, da runde, organisch fließende und geschwungene Elemente im Aufbau des Kopfes überwiegen. Mit dem Motiv des kleinen Jungen und den erkennbaren fließenden Formen wird ein emotionaler Ausdruckswert erzielt, der sich mit Begriffen wie lebendig, harmonisch, angenehm, weich und freundlich verbinden lässt.

Technisch wurde der Kopf vermutlich zuerst aus Ton additiv geformt und dann mit Hilfe des Kunstzements und einer angefertigten Gießform gegossen. Die Bestandteile dieser Steinguss-Mischung (es sind Anteile von Zement, Sand, Kies und Splitt vorhanden), sowie deren Körnung entscheiden dabei über die Haptik und Optik der späteren plastischen Arbeit. Bei dieser Kunstzementarbeit wurde eine feine Körnung gewählt, die mit ihrer weichen, glatten Oberfläche auch zu den feinen Gesichtszügen des kindlichen Modells passt und so eine Materialgerechtigkeit bewirkt. Ein kleiner Holzsockel dient der Standfestigkeit und wurde mit einem Metallstück am Halsaufbau der Plastik befestigt.

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Bei dem Ölporträt von 1961 ist Holger inzwischen als junger Mann in der Komposition eines Bruststückes zu erkennen. Holger trägt ein helles Hemd unter einer braunen Jacke, seine vollen braunen, markanten Haare umrahmen die obere Gesichtshälfte. Der Hintergrund ist schlicht aus drei breiten, vertikalen Streifen komponiert. Dadurch wird der Blick des Betrachters auf den Abgebildeten gelenkt. Holgers Blick erfasst wiederum den Betrachter eindringlich, dadurch sind Betrachtungsrichtung und Handlungsrichtung parallel. Seine Gesichtszüge sind farblich in Abstufungen modelliert. Das energische, jetzt erwachsene Kinn mit dem Grübchen, als auch die schmäleren Wangen fallen dem Betrachter ins Auge. Die Nase ist länglicher ausgebildet, die markante Ohrenpartie hat sich jedoch nicht verändert. Holger, der hier als ungefähr 18-20-jähriger junger Erwachsener abgebildet wurde, schaut sein Gegenüber eindringlich, klar und sensibel an.

Bei Holgers Körperhaltung hat Marietta Merck eine Position gewählt, bei der der Portraitierte seine rechte Hand vor die Brust legt. Vom Kompositionsschema her ist hier ein ähnliches Prinzip gewählt wie bei Albrecht Dürers „ Selbstbildnis mit Pelzrock“ aus dem Jahr 1500. Auch die klare Frontalität, eine „ en face“ Arbeit, die Eindringlichkeit des Blickes und die Formrichtigkeit erinnern an diese Komposition, ebenso die Schlichtheit des Bildaufbaus in einer strengen, achsensymmetrischen Komposition.
Marietta Merck hat jedoch im Unterschied zu Dürer nur beim Gesicht und der rechten Hand eine hohe Stofflichkeit gewählt. Das Gesicht ist in Farbabstufungen mit farbigen bläulich/grünlichen Schatten fein modelliert. Solche Farbmodellierungen wurden erstmals im Impressionismus, einer Stilepoche im 19. Jahrhundert, gewählt und tauchen bei weiteren Porträts von Marietta Merck auf (z.B. bei der „Jugoslawin“ von 1978). Lichteffekte betonen Holgers Nasenspitze, den Nasenrücken und den Ansatz seines vollen Haares. Holgers Haare und seine Kleidung wurden in schlichter und reduzierter Form dargestellt, um somit das Antlitz als Hauptelement der Komposition auszuweisen.
Die Klarheit und Eindringlichkeit dieses reiferen Porträts entsteht nicht nur durch die strenge, ausgewogene Komposition, sondern auch durch starke Kontraste innerhalb der Farbgebung. Marietta Merck wählt viele Hell-Dunkelkontraste, z.B. bei den dunklen braunen Augen im Verhältnis zum hellen Inkarnat, der dunklen Jacke zum hellen Hemd oder dem braunem Haarschopf zum hellen Hintergrund.

Auch wenn beide Porträts unterschiedliche Ausstrahlungen besitzen, legt Marietta Merck bei beiden Porträtausführungen, sei es die frühe Plastik oder das spätere Ölgemälde, Schwerpunkte in der künstlerischen Detailausführung. Gerade das bewusste Weglassen von einigen äußeren unwesentlichen Details als gestalterisches Mittel unterstützt die Inhaltlichkeit und hebt die Betonung der Wertschätzung des persönlichen Wesens von Holger hervor, den sie in Abständen zweimal in seiner Entwicklung abgebildet hat.

Ute Lieser
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98. Tag: Das Blaue Haus

31/1/2021

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„Es war alles Heiterkeit, Natürlichkeit und selbstverständliche Liebe. Das Jugenheimer Paradies!“
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                                                             Helene Christaller in: “Als Mutter ein Kind war – Eine Geschichte aus dem Leben“
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Das Blaue Haus ist eine der vier Eppenetter-Villen in Jugenheim. Carl Eppenetter kam als Schneider aus Paris nach Jugenheim. Als Investor beteiligte er sich an den Villen.
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Die ursprünglich rote Villa wurde nach ihrer Fertigstellung zunächst vermietet und später als Sommerhaus verkauft. Erst im Jahr 1884 wurde der Turm angebaut, der dem Haus seinen einzigartigen Charme verleiht. Aber wie wurde das Blaue Haus denn nun blau?
Diese Geschichte erzählt die Schriftstellerin in ihrem Buch „Als Mutter ein Kind war“:
„Die schlimmen Kriegsjahre waren um; das Enne ließ das Haus neu tapezieren und anstreichen, was es sehr nötig hatte. Trudel und Hans hatten eine leuchtend blaue Farbe für Turm und Veranden gewählt, mit der sich die Mutter nur etwas zögernd befreundete Als es aber dann fertig war und im Frühjahr der Goldregenbaum blühte und sich so wundervoll von dem leuchtenden Blau abhob, während im Herbst die rotgewordenen Blätter der Ampelopsis das Haus schmückten, da gefiel es dem Enne auch, und es gewann das Häuschen in seinem neuen Kleid sehr lieb. Die Freunde und Jugenheimer aber gaben ihm den Namen «Das blaue Haus» Das war aber mehr als nur die Bezeichnung einer Farbe, an den Namen hing sich alles, was Mutterliebe und Kinderfreude bedeutet, Heimatfrieden und Ferienlust, Zuflucht für Kranke und Traurige, Naturverbundenheit mit neuen Säften für in der Stadt Verdorrte, geistiges Menschentum, deutsche Familie, die über Blutsverbundenheit hinausgreift.“
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                                                             Helene Christaller in: “Als Mutter ein Kind war – Eine Geschichte aus dem Leben“
Noch heute ist das Blaue Haus eine Jugenheimer Berühmtheit. Mit seiner markanten Farbe und dem märchenhaften Türmchen sticht es jedem Einwohner und Besucher ins Auge.
„Der Garten war voll Beeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren, und alle durften die Enkelkinder schmausen. Die einzigen, die das Enne einmachen konnte, waren die schwarzen Johannisbeeren, denn die mochte niemand, weil sie nach Wanzen schmeckten.“
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                                                              Helene Christaller in: “Als Mutter ein Kind war – Eine Geschichte aus dem Leben“
Helene Christaller beschrieb sich in ihrer Biografie nicht nur als Schriftstellerin und liebende Mutter, sondern auch als Naturfreundin. So ist es keine Überraschung, dass der Garten des Blauen Hauses ein Idyll für die Familie war. Helene Christaller lebte bis zu ihrem Tod im Blauen Haus in Jugenheim. Die Straße wurde nach ihr benannt. 
Viktoria Hellriegel
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97. Tag: Helene Christaller

30/1/2021

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Helene Christaller, 1889
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Buchcover, Helene Christaller: Aus meinem Leben
Das Museum Stangenberg Merck liegt im Helene-Christaller-Weg in Jugenheim. Dieser ist nach der Schriftstellerin benannt, die im Blauen Haus am Anfang des Weges wohnte.
Passend zum Geburtstag der Schriftstellerin erfahren sie heute und morgen mehr zu ihrer Person und dem Blauen Haus.

Helene Christaller (geborene Heyer) wurde am 31.01.1872 in Darmstadt geboren. In ihrer Kindheit und Jugend besuchte sie das Hoffmännische Mädcheninstitut in Darmstadt, eine höhere Mädchenschule, deren Konfirmandenunterricht sie prägte. Im Jahr 1890 heiratete sie den Pfarrer und Schriftsteller Erdmann Gottreich Christaller, mit dem sie mehrere Jahre im Schwarzwald lebte.
1903 zog die Familie Christaller nach Jugenheim. Helene Christaller, mittlerweile Mutter von vier Kindern (Else, Walter, Gertrud, Erika), begann mit dem Umzug nach Jugenheim mit dem erwerbsmäßigen Schreiben. Durch ihre Jugendbücher, Erzählungen und Romane ernährte Helene Christaller ihre Familie. Ihre Bücher erzielten hohe Auflagen, ihr Roman „Gottfried Erdmann und seine Frau“ wurde 28 mal neu aufgelegt.

Helene Christaller beschrieb in ihrer Biographie „Aus meinem Leben“ ihren Werdegang als Schriftstellerin wie folgt:

„Aber erst muss ich erzählen, wie ich zum „Dichten“ kam. Ein bisschen hatte ich es schon als junges Mädchen getan, meist fromme Lyrik; aber dann hatte ich mit den Kinder und Haushalt, Garten und Gemeinde keine Zeit mehr dazu. Aber im Kindergottesdienst erzählte ich zum Schluss stets eine schöne Geschichte, die den Hauptgedanken der Katechese herausarbeiten sollte. Meistens hatte ich sie mir selbst ausgedacht, und da man öfters dieselbe Geschichte wieder hören wollte, die schönsten davon aufgeschrieben. Eines Tages besuchte ein Reisender der Inneren Mission, der auch ein Sonntagsblättchen für Kinder herausgab, den Kindergottesdienst, hörte mir zu, folgte ins Pfarrhaus und trug nach einigem Widerstreben von meiner Seite die in ein Schulheft geschriebenen Geschichten davon.

Ich erhielt sie dann gedruckt und reichlich mit Bibelsprüchen geziert wieder; über letzteres tröstete mich ein anständiges Honorar – das erste selbstverdiente Geld! Herrlich!
Ich hätte mit keinem Koenig getauscht.“
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                                                                                                                     Helene Christaller in: "Aus meinem Leben", 1937
Helene Christaller schrieb vor allem in ihrem Zuhause, im Blauen Haus. Erst nachdem „die Kinder alle das Haus verlassen hatten“, wie sie es in ihrer Biografie beschreibt, packte sie die Reiselust. Zunächst ging sie nach Schweden, wo sie das Buch „Das Reich des Markus Neander“ schrieb und „Verborgenheit“ beendete. Dies sollte ihre einzige Reise in den Norden sein, denn in Zukunft zog es sie in den Süden. In Italien fand sie ihre zweite Heimat. Am Lago Maggiore kaufte sie sich ein Haus und reiste regelmäßig in den Wintermonaten dort hin. 
„Diese Wintermonate sind auch meine beste Arbeitszeit. Der stillere Haushalt erlaubt größere Konzentration, die südliche Sonne löst Blut und Gedanken, die Phantasie treibt Blüten.“
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                                                                                                                     Helene Christaller in: "Aus meinem Leben", 1937
​In Deutschland war ihr Zuhause, das nach ihr benannte, Helene Christaller Haus in Jungenheim. Dort lebte sie zunächst mit ihrem Mann, dann mit ihrer Mutter, dem "Urchen", „in Notzeit“ fanden ihr Sohn und ihre Enkel eine Heimat bei ihr. Ein weiterer Bewohner des Hauses war, wie sie es beschrieb, das liebe, lustige, beinah gehörsame und bildschöne "Brüderchen". Ein goldbrauner Langhaardackel, den die Schriftstellerin zu ihrem 60. Geburtstag von einem Freund und Verleger geschenkt bekam. 
„Freunde machen das Leben reich. Auch mein Leben haben sie geschmückt und begleitet, Männer und Frauen, liebevolle, treue und einfache, bedeutende und anregende, Künstler und Wissenschaftler, und daneben Frauen mit goldenem Gemüt, hilfsbereit, mitfühlend und mittragend, ‚angenehm um einen herum.‘“​
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                                                                                                                     Helene Christaller in: "Aus meinem Leben", 1937
Helene Christaller verstarb 1953 in Jugenheim. 

Auch ihre Enkelin Katja Christaller, geboren 1925, war in Jugenheim beheimatet und spielte als Kind mit Heidy Stangenberg-Merck (Jahrgang 1922). Ihre Freundschaft hielt ein Leben lang; auch der ein oder andere Urlaub wurde zusammen verbracht. Katja Christaller, später Katja Stehli-Christaller machte als Dichterin auf sich aufmerksam. Im Artificium wird ihre Gedichtsammlung "Schattenstufen" verkauft.
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links: ca. 1932: rechts außen Katja Christaller, neben ihr Heidy Merck; rechts: "Schattenstufen"
Viktoria Hellriegel
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96. Tag: Neue Freiheit - Ein Kabinettstück der vertonten Dichtung

29/1/2021

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Die 2016 erschienene CD „Neue Freiheit“ erweitert das Musikangebot des Artificiums.

Für diese CD haben sich der Dichter und Musiker Karl Stangenberg und der Multi-Instrumentalist Harry Kulzer zusammengetan.

Harry Kulzer, geboren 1959 in München, besuchte neben seiner Schulausbildung die Sing- und Musikschule des Richard-Strauss Konservatoriums in München. Von 1965 bis 1979 ergänzten Privatlehrer seine musikalische Ausbildung. Seit 1979 ist er freischaffender Komponist, Produzent und Musiker mit eigenem Tonstudio, Musikverlag und Label.
Bekannt ist er auch als Sänger und Pianist der Band „Table for Two“, als Gründungsmitglied der Band „United Balls“ und als einer der Komponisten der „Sendung mit der Maus“.

Stangenberg und Kulzer haben bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet: Die CD „Aus dem Leben“ wird bespielt von 58 Gedichten, geschrieben und gelesen von Karl Stangenberg, musikalisch ausgestaltet von Harry Kulzer.
Stangenbergs Gedichte haben Kulzer tief berührt und ihn dazu angeregt, 12 von ihnen einen völlig neuen musikalischen Rahmen zu geben. So vertonte er die Dichtung auf seine Weise und verleiht den Texten fast schon einen „Ohrwurmcharakter“.
 
Die CD „Neue Freiheit“ besteht aus 12 Liedern mit einer Gesamtlänge von 45 Minuten.
Die Texte Karl Stangenbergs verleiten zum Nachdenken, sie erzählen trotz ihrer Kürze berührende Geschichten, die durch die musikalische Interpretation Kulzers erlebbar werden.
Der CD liegt ein Booklet bei, welches die Gedichte beinhaltet.


„Neue Freiheit“ ist ein faszinierendes Projekt zweier Vollblutkünstler. Die CD ist im Museumsshop „Artificium“ erhältlich für 15.-€ (ggf. zzgl. Versandkosten)
Bestellen Sie gerne online, per Mail an mail@museum-jugenheim.de.
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95. Tag: Auf der Straße, Öl, 1957

28/1/2021

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Das hochformatige Ölbild „Auf der Straße“ von Heidy Stangenberg-Merck aus dem Jahr 1957 zeigt eine Abendstimmung im städtischen Raum.
Im Vordergrund links ist ein schmaler laubloser Baum mit kargem Geäst zu sehen, der sich durch seine dunkle Farbgebung stark konstrastierend vom helleren Hintergrund abhebt. Er gibt Auskunft über die Jahreszeit, in der die Szene spielt, es handelt sich um eine Winterdarstellung.
Einen weiteren Hinweis auf die kalte Jahreszeit erhält der Betrachter durch die Kleidung der abgebildeten Personen. Im Mittelgrund bewegen sich vier in Mäntel gekleidete Personen auf dem grauen Bürgersteig: Das zentrale Personenpaar bilden eine Frau im leuchtend blauen Mantel mit roten Revers und ein Mann in Mantel und mit Hut, der sich hinter ihr im Schatten befindet und in dunklen Farbtönen nur als Silhouette wahrgenommen werden kann. Rechts hinter dem Paar befinden sich zwei Frauen vor einem Schaufenster eines Geschäfts, die linke in einem orangenen Mantel mit rotem Rock, die Person rechts gänzlich braun gekleidet.
Den Hintergrund bildet ein grau-braunes Stadthaus; es füllt die oberen zwei Drittel des Bildraumes aus. Die große Fronttür und ein hohes Schaufenster weisen auf die Nutzung des ebenerdigen Hausteils als gewerbliches Geschäft hin. Hier befindet sich auch die Lichtquelle der Szenerie: Durch die große geöffnete Eingangstür und das Schaufenster wird der davor liegende Bürgersteig erhellt und macht die Pflasterung sichtbar. Schemenhaft sind im Gebäude weitere Personen zu erkennen: zwei betreten gerade das Geschäft, zwei weitere halten sich im linken Teil des Ladens auf.
Am linken Bildrand ist ein nach hinten versetztes, blaues Gebäude angeschnitten, durch dessen Fenster Lichtausfall auszumachen ist.

Heidy Stangenberg-Merck verzichtete bei diesem Bild wie bei vielen anderen auf Einzelheiten, die für die Erzählung ihrer Szenerie unwichtig wären: Der Betrachter erkennt keine Gesichter, keine genaue Ausstaffierung der Personen, keine Auslage im Schaufenster, architektonische Details werden nur rudimentär angedeutet. Es gelingt ihr, allein durch die Farbwahl und Farbkomposition die von ihr beabsichtigte Stimmung zu transportieren: ein kalter, dunkler Winterabend in der Stadt - es ist zwar schon dunkel, aber die Geschäfte haben noch geöffnet - den ihre Einwohner zum Schaufensterbummel nutzen, solange noch ein wenig künstliches Licht vorhanden ist. Bäume tragen kein Laub und ragen befremdlich-grotesk in die Höhe, die Farben der Stadt sind dunkel, zurückhaltend und monoton. Die farbige Kleidung der Flaneure und das Gelb der austretenden künstlichen Bleuchung des Ladens unterbrechen die Stimmung des langen kalten Abends: Farbtupfen, die die Tristesse bekämpfen.

​Yvonne Weber-Sturm
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94. Tag: Die amorginische Berglandschaft

27/1/2021

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Felsen, Öl, 1999
Auch wenn Griechenland eigentlich berühmt für seine Inseln und Strände ist, so ist es doch das drittgebirgigste Land Europas; 60% der Landmasse besteht aus Gebirge.
Auch die Insel Amorgos, die Wahlheimat von Heidy Stangenberg-Merck, säumen viele Hügel und Täler; Der Osten ist felsig, während der Westen weniger zerklüftet ist. Der höchste Berg der Kykladeninsel ist Krikelos mit 821 Metern, von dem man bei klarem Wetter eine wunderbare Sicht auf die Ägäis hat.
Verschlungene Wege führen vorbei an Kapellen, steinernen Windmühlen und traditionellen Dörfern. Auch das Kloster Hozoviotissa, eine der wichtigsten historischen Stätten des gesamten Archipels, liegt eingebettet in die schroffe Felslandschaft. Zahlreiche Eselpfade führen durch die wilde Berglandschaft der Insel Amorgos und verbinden jedes Dorf mit dem nächsten, weswegen die Insel auch sehr beliebt bei Wanderern ist.
Wie in vielen Bergdörfern auf den griechischen Inseln sind die meisten Einwohner eher ältere Menschen, da die Jungen in die großen Städte oder Küstenorte abwanderten. Dies ist auch der Fall auf Amorgos im Hauptort der Insel, der im Bergigen gelegenen Chora - nur der Tourismus hält das Bergdorf vor allen in den Sommermonaten lebendig.
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Heidy Stangenberg-Merck bewanderte ihre Insel Amorgos gerne und oft und hielt in unterschiedlichen Techniken die karge, schroffe Landschaft ihrer Insel Amorgos fest. 

​Yvonne Weber-Sturm
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v.l.n.r.: Amorginische Berge, Öl, 1967; Berglandschaft mit Ställen/Amorgos, Tempera, 1979
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Berglandschaft Amorgos, Tempera, 1979
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v.l.n.r.: Chora/Amorgos, Tusche, 1973; Chora/Amorgos, Bleistift, 1980
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Landschaft/Amorgos, Bleistift, 1980
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v.l.n.r.: Platz in der Chora, Tempera, 1987; Gasse in der Chora, Tempera, 1988
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93. Tag: Portrait Reimund, Öl, 1956

24/1/2021

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Die Entwicklung des Portraits bei Heidy Stangenberg-Merck -  Die 1950er Jahre

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Ein weiteres Bild der Reihe Die Entwicklung des Portraits bei Heidy Stangenberg Merck stellt das Exponat Portrait Reimund aus dem Jahr 1956 dar.
Stangenberg-Merck, immer noch dem Œuvre Kokoschkas nachsinnend, schuf hier ein Kinderportrait. Bei wem es sich um Reimund handelt ist nicht bekannt. Die Künstlerin stellt das Kind jedoch mit sehr ernster Miene dar und im Gegensatz zu den anderen bisher vorgestellten Portraits, die alle die Dominanz einer warmen Farbpalette aufweisen, dominiert hier eine sehr kühle, metallisch wirkende Farbigkeit. Eine vergleichbare Verwendung solch einer Farbigkeit in der Kunstgeschichte, ist allein zur Zeit der Neuen Sachlichkeit zu finden.
Die Künstlerin stellte den Jungen hier im Schulterstück dar. Im Gegensatz zu ihrem sehr dynamischen Selbstportrait, wirkt der Portraitierte hier stillsitzend und regungslos, etwas, das für ein Kind diesen Alters eher untypisch erscheint. Die Tatsache, dass Künstler mit Portraits auch den Charakter der abgebildeten Person darstellen wollen, scheint hier von Stangenberg-Merck in anschaulich umgesetzt worden zu sein. Der Knabe erscheint kühl und distanziert, er blickt den Betrachter nicht an, sondern scheint mit leerem Blick an diesem vorbeizuschauen. Das Inkarnat ist nicht, wie bei den bisher präsentierten Bildnissen, in rosé-dominierter Farbigkeit gestaltet, sondern grünlich-gelb gearbeitet. Auch dies ist ein typisches Merkmal der Malerei im Stile der Neuen Sachlichkeit. Die Neue Sachlichkeit ist eine Stilrichtung, die sich nach dem Ersten Weltkrieg etablierte. Sie verlangt die reine, naturalistisch, nicht verschönte und nicht idealisierte Darstellung der Welt. Der vorkriegszeitliche Expressionismus mit aller Dynamik und Farbigkeit scheint den Künstlern der Neuen Sachlichkeit nach den Folgen des Krieges unangebracht, sie wollen die nachkriegszeitliche Realität abbilden. Führend hier ist der Künstler Otto Dix, der beispielsweise mit seinem Werk Streichholzhändler II (1927), heute kuratiert in der Kunsthalle Mannheim, dem Betrachter einen kleinen Jungen im Ganzkörperportrait präsentiert, der mit ärmlicher Kleidung und grün-gelblich dominierenden Farbigkeit abgebildet ist. Das Grün und Gelb ist nicht nur ausdrucksstark im Inkarnat zu erkennen, sondern scheint wie ein Schleier das komplette Werk zu überziehen. Dieses Stilmittel wendet Dix für die Mehrheit seiner Portraits an, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Schicksal der abgebildeten Personen zu lenken und den Rezipienten somit auch auf die gesellschaftlichen Missstände der Zeit aufmerksam zu machen und zwar nicht nur durch die Wahl des Bildthemas, sondern auch durch die Art der stilistischen und formalen Gestaltung. 
Eine ähnliche, allerdings nicht so drastische Wirkung hat auch das Werk unserer Künstlerin auf den Betrachter. Zum einen auf den Rezipienten wirksam durch das gelblich-grüne Inkarnat, aber weiterhin wirkungsvoll durch den gelb-grün-Schleier, der auch hier das komplette Exponat zu überziehen scheint. Der Fokus liegt hier zusätzlich auf der monochromen Hintergrundgestaltung, die erkennen lässt, dass erst die Farbe Gelb auf die Fläche und dann das Grün appliziert wurde um die gewünschte Farbwirkung zu erzielen. Es lässt vermuten, dass Stangenberg-Merck hier auf die Geschichte des Kindes verweisen will, das wahrscheinlich noch zu Kriegszeiten geboren wurde. Damit zeigt dieses Werk im Besonderen die tiefgründige und beseelte Arbeitsweise der Künstlerin Heidy Stangenberg-Merck.
 
Isabella Schnürle 
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    Autoren

    Yvonne Weber-Sturm
    Leiterin des Museums
    ​Stangenberg Merck

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    Isabella Schnürle
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    ​Dr. Roland Held

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