Das großformatige Ölbild "Roter Himmel" aus dem Jahr 2005 zeigt bewusst unromantisch den späten Abendhimmel über Amorgós. Die Momentaufnahme des fast verschwundenen Tageslichts, das nur noch schemenhaft die griechische Insellandschaft von Amorgos erkennen lässt, zeigt den Abschnitt des Tages, der zwischen Tag und Nacht ein fast unwirkliches Bild abgibt.
Zurückgenommen in ihrer Gestaltung erkennt man die einfachen, weiß getünchten, dachlosen Häuser in einer kargen, schwarz-grauen Hügellandschaft. Das Abendrot taucht nur den Himmel in ein der Künstlerin sonst fremdes, leuchtendes Rot-Orange und bildet so den Gegenpol zu der geisterhaft-dunklen Landschaft darunter. Unterbrochen wird der Himmel nur durch eine graue Schleierwolke am oberen linken Bildrand und nimmt die Farbgebung der hinteren Hügelkette auf. Die für Heidy Stangenberg-Merck typische Abstraktion des Gegenständlichen erreicht bei diesem späten Werk eine neue Ausprägung. Die stilistische Reduzierung des Gesehenen kennen wir auch bereits von ihren früheren Landschaften; sie wird hier aber, unterstrichen mit einer neuen Farbgebung, noch radikaler umgesetzt. Das außergewöhnliche Ölbild nimmt so in zweierlei Hinsicht einen besonderen Platz im Œuvre der Malerin ein. Einerseits ist es das einzige Beispiel, das eine dergestalt übermäßige Verwendung der Farbe Rot zeigt; eine Farbe, die Heidy Stangenberg-Merck sonst tunlichst zu vermeiden suchte. Der Blick auf das Wesentliche wird noch einmal überarbeitet – es erfolgt eine erneute Reduzierung des Abgebildeten. Auf der anderen Seite ist "Roter Himmel" das letzte Ölbild, das Heidy Stangenberg-Merck vollendete. Yvonne Weber-Sturm, M.A.
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AutorenYvonne Weber-Sturm Archiv
April 2021
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