Im Jahr 1948 befasste sich Heidy Stangenberg-Merck intensiv mit dem Genre der Landschaftsmalerei, zu dem auch ihr Gemälde „Kohlfeld“ zählt. Sie folgt hiermit einer am Ende der Spätgotik und Anfang der Renaissance begründeten Tradition, welche als Bildgegenstand einen speziell gewählten Ausschnitt eines Naturausblickes erwählt. Perspektivisch ausgereift stellt Stangenberg-Merck (das Gemälde hier links unten noch mit H. Merck signiert) einen Landschaftsausblick dar. Im Bildvordergrund arrangierte sie in natürlicher Farbigkeit ein Kohlfeld, welches in der Bildmitte von einer nicht weiter identifizierbaren Pflanze in der Darstellung abgelöst wird. Für die Andeutung der Tiefenräumlichkeit sorgt ein solitärer Baum im linken Bildhintergrund, sowie die Darstellung eines kleinen Dorfes in der hinteren Bildmitte. Nach oben hin schließt das Bild mit einem leicht wolkigen Himmel ab.
An diesem Werk wunderbar zu erkennen ist die in der Akademie so beliebte Dreiteiligkeit des Bildaufbaus in Bildvordergrund, Mittelpartie und Hintergrund, wobei hier das Kohlfeld den größten Raum einnimmt und somit als zu vermittelnder Bildgegenstand zu deuten ist, die Mittelpartie mit der Dorfansicht und der Hintergrund in Gestalt des Himmel jeweils in mathematischer Korrektheit nach oben hin schmaler konzipiert sind. Im Vordergrund noch recht naturalistisch, arbeitete die Künstlerin in der Bildmitte mit kräftigen Pinselstrichen, die fast eine impressionistische Wirkung innehaben. An der Farbigkeit des Kohls lässt sich hier die genaue Art bestimmen: Es handelt sich um Rotkohl, oder auch Blaukohl (Brassica oleracea convar. capitata var. rubra L.), der seine Farbigkeit durch die in den Blättern enthaltenen Anthocyane erhält. „Kohl“ kannten bereits die Germanen, diese entlehnten ihre Bezeichnung wiederum aus dem lateinischen Wort caulis, welches inhaltlich eigentlich nur allgemein den Strunk einer Pflanze bezeichnet. Auch an diesem Beispiel ist der künstlerische Schwerpunkt Heidy Stangenberg-Mercks zu erkennen, deren Œuvre sich inhaltlich mit alltäglichen, dem Leben entlehnten, Darstellungen beschäftigt. Sie konzipierte hier nicht frei eine erfundene Landschaft, sondern setzte einen von ihr selbst erlebten Moment malerisch um, hier in Form einer gelungenen Landschaftsmalerei. Isabella Schnürle
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AutorenYvonne Weber-Sturm Archiv
April 2021
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