virtuelles Museum Stangenberg Merck
  • Tagebuch 2
  • Tagebuch 1
  • Das Museum
  • Kontakt
    • Impressum
  • Datenschutz
  • Tagebuch 2
  • Tagebuch 1
  • Das Museum
  • Kontakt
    • Impressum
  • Datenschutz

86. Tag: Hans Gött (1883-1974)

15/1/2021

0 Kommentare

 
Bild
Selbstportrait, Kohle auf Leinwand, 1909
Zwei wichtige Persönlichkeiten prägten die Zeit des Akademiestudiums von Heidy Stangenberg-Merck von 1943 bis 1950: Zum einen ihr Zeichenlehrer, Prof. Adolf Schinnerer (1876-1949), zum anderen aber ihr eigentlicher Meister, der Matisse-Schüler Hans Gött (1883-1974), mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband.
​
Hans Gött wurde 1883 als Sohn des Altphililogen und Gymnasiallehrers Georg Gött und seiner wohlhabenden, musikalisch hochbegabten Frau Mathilde in München geboren und ist humanistisch-musisch geprägt aufgewachsen. Er begann ein Architekturstudium, da der Vater ihm ein Kunststudium zuerst verwehrte. Doch Hans Gött, der bereits heimlich Kunstkurse besuchte, setzte sich durch und durfte sich im Jahr 1904 an der Akademie der Bildenden Künste in München einschreiben. Er besuchte die Klasse von Gabriel von Hackl, nahm aber auch private Zeichenstunden bei Johann Brockhoff. Gött setzte sich schon früh mit der Druckgrafik auseinander und besuchte im Jahr 1907 die Radierklasse von Peter Halm an der Akademie.

Im Oktober des Jahres 1907 zog es ihn für zwei Jahre nach Paris, wo Gött eine kleine Wohnung am Montparnasse anmietete und sich ein bescheidenes Atelier unweit des Café du Dome einrichtete. Mit seinen Künstlerkollegen Hans Purrmann und Albert Weisgerber, die er schon aus München kannte, gehörte Gött mit Lyonel Feininger, Wilhelm Lehmbruck u.a. zum deutschen Kreis im Café du Dome. Es folgten unvergessene Erfahrungen im künstlerischen Epizentrum von Paris: Gött lernte Picasso in dessen Atelier kennen, nahm Zeichenstunden bei Filippo Colarossi, traf sich mit der Avantgarde im Salon von Gertrude Stein und sah die Werke von Matisse in der großen Herbstausstellung des Salon d´Automne. Gött war bei Matisse vor allem von der ungewohnten Leuchtkraft seiner Bilder so beeindruckt, dass er dessen Schule besuchte, was ihm in seinem Werk ein neues Verhältnis zur Farbe einbrachte: weg von der Münchner Hell-Dunkel-Malerei hin zu frischeren Farben. Mit der radikalen Hinwendung der Pariser Kunstszene zum Kubismus konnte sich Gött jedoch nicht anfreunden.
​
1909 kehrte Hans Gött nach München zurück, und da die väterliche Unterstützung abnahm, galt es nun, mit der Kunst seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. 1912 bezog Gött sein Atelier an der Wittelsbacherbrücke, das er bis zu seinem Tod behielt. Nach wechselnden Modellen malte er eine Serie ganzfiguriger Akte, viele Porträts und Einzelfiguren. 
Bild
Bild
v.l.n.r.: Weiblicher Rückenakt, 1913; ​Sitzendes Mädchen, 1914
Nach dem Ersten Weltkrieg nahm das Interesse an Götts Malerei zu, er wurde bekannter und konnte einiges verkaufen, um seinen Lebensunterhalt für sich und seine Verlobte Else End zu sichern, die er 1921 heiratete und mit der er 1922 seinen Sohn Peter bekam. Weiterhin bildeten Portraits einen Schwerpunkt in seinem Schaffen, neben Landschaften und Akten.
Bild
Bild
v.l.n.r.: Landschaft mit roten Dächern, 1921; ​Knabenbildnis, 1925
Bild
Badende Frauen mit Kind, 1927
Gött wurde Mitglied der Neuen Münchner Secession, zu deren Mitgliedern auch sein Freund Adolf Schinnerer, Oskar Kokoschka, Wilhelm Lehmbruck und Hans Purrmann gehörten. Letztere beide hatte Gött in Paris wiedergetroffen, mit Adolf Schinnerer war er schon länger eng befreundet. Seit 1920 nahmen auch die Vertreter des Neuen Secession an den großen Ausstellungen im Münchner Glaspalast teil, was Gött ein kaufkräftiges Publikum bescherte und Aufträge als Portraitmaler einbrachte. Trotzdem folgten wirtschaftlich schwere Jahre, die Paul Ludwig Troost mit einigen Aufträgen aufzufangen versuchte, so fertigte Gött unter anderem einen Entwurf für einen Gobelin an, der im Dampfschiff „Europa“ seinen Platz finden sollte. 
Bild
Bild
links.: Raub der Europa, 1928/Entwurf für einen Gobelin für den Schnelldampfer „Europa“, Auftrag von Paul Ludwig Troost für die Norddeutsche Lloyd/Bremen; 
​​oben: Speisesaal der „Europa“: hinten rechts der Gobelin zu Götts Entwurf „Raub der Europa“

​Während der Zeit des Nationalsozialismus konnte Gött weitestgehend ungehindert arbeiten, wenn er auch aus seiner Abneigung gegen das Regime nie einen Hehl gemacht hatte. Da man ihn nicht als politisch einwandfrei erachtete, ergab sich aber auch keine Berufung an die Kunstakademie Münchens oder eine andere Kunstschule. 
Bild
Sommerlandschaft, 1942
Bild
Drei Mädchen mit Kind, 1944
Erst im Juni 1944 wurde ihm aufgrund des akuten Lehrermangels eine Professur in München angeboten, die er sofort annahm. Durch den Akademiebrand zwar unterbrochen, wurde die Lehrtätigkeit aber bald zur ersten Priorität für Hans Gött. Sein Engagament dankten ihm seine Schülerinnen und Schüler mit Begeisterung und Treue, und so erging es auch Heidy Stangenberg-Merck, die auch nach ihrem abgeschlossenen Studium an der Münchner Akademie bis zu seinem Tod mit ihm in Kontakt blieb – man tauschte sich über neueste Werk aus und besucht sich gegenseitig in den jeweiligen Ateliers. Auch die eine oder andere Arbeit wechselte den Besitzer, u.a. erhielt sie zwei stark farbige Temperabilder. „Liegender Akt“ von 1947 entstand noch während der Akademiezeit von Heidy Stangenberg-Merck. Das Hochformat „Zwei Mädchen“ von 1965 wurde in den Siebzigern von Stangenberg-Merck erworben und befindet sich heute im Depot des Museums. 
Bild

​oben: Hans Gött, Liegender Akt, Tempera, 1947 (Privatbesitz);
rechts: ​Hans Gött, Zwei Mädchen, Tempera, 1965 (Privatbesitz)

Bild
Bild
Bergstraße in Draguignan, 1955
1952 eremitierte Hans Gött, 1957 wurde er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. In den späten Jahren war er aber nicht zur Untätigkeit gezwungen und malte bis zu seinem Tod mit 91 Jahren. Zurück bleibt ein umfangreiches Werk, dessen Akte, Portraits und Landschaften als Grafik, Radierung, Aquarell oder in Öl das Typische verdeutlichen und immer dem Gegenständlichen verhaftet blieben: So sagte der Künstler über seine Arbeiten:
„Meine Bilder sind nichts als Bemühungen um Objektivierung meiner Vorstellungswelt. Da sie ihren Ursprung nicht in einem zweckbestimmten Willen haben – sie "wollen" nicht erfreuen, erheben, erschüttern, belehren, schmücken – sondern einzig und allein in einem Trieb, so lassen sie sich nicht erklären; wenn sie überhaupt sprechen, so müssen sie für sich selber sprechen. (...) Meine Arbeit erwächst aus der tiefverwurzelten Überzeugung, dass – entgegen der herrschenden Ansicht – eine bildende Kunst einzig und allein auf der Basis der Natur existieren kann."

Für weitere Informationen besuchen Sie die Homepage www.hans-goett.de

Yvonne Weber-Sturm
Bild
Hans Gött im Jahr ​1972 in seinem Atelier mit seiner früheren Studentin Heidy Stangenberg-Merck
0 Kommentare



Hinterlasse eine Antwort.

    Autoren

    Yvonne Weber-Sturm
    Leiterin des Museums
    ​Stangenberg Merck

    Karl Stangenberg
    Daniela Walther
    Isabella Schnürle
    Viktoria Hellriegel
    ​Ute Lieser
    ​Dr. Roland Held

    Archiv

    Januar 2021
    Dezember 2020
    November 2020

    Kategorien

    Alle

    RSS-Feed

Proudly powered by Weebly