Die Entwicklung des Portraits bei Heidy Stangenberg-Merck - Die 1950er Jahre In den Beiträgen des virtuellen Museums von Tag 87 und 88 wurden bereits zwei Portraits aus den 1940er Jahren vorgestellt. Nun sollen in folgenden in zwei weiteren Artikeln zwei Portraits aus den 1950er Jahren näher beleuchtet werden. Bei dem ersten handelt es sich um ein Exponat mit dem Titel Selbstbildnis mit rosa Hintergrund aus dem Jahr 1954.
Nachdem Heidy Stangenberg Merck im Jahr 1954 an der Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg, die sogenannte Schule des Sehens, gegründet und geleitet von Oskar Kokoschka, teilgenommen hatte, befasste sie sich folgend eingehend mit dem Œuvre Kokoschkas. Dieser hatte sich in diversen künstlerischen Schaffensphasen mit der Thematik der Portraitmalerei intensiv auseinandergesetzt und legte somit hierauf auch einen besonderen Fokus im Rahmen seiner Lehrtätigkeit. In diesem Werk sind gleich zwei Seltenheiten im Œuvre unserer Künstlerin zu finden: Stangenberg-Merck schafft hier einmal eines ihren seltenen Selbstportraits, weiterhin wählt sie als dominante Hintergrundfarbe den Farbton Rosa. Diese Farbigkeit findet sich auch immer wieder, mal mehr, mal weniger dominierend im Werk Kokoschkas. Da das Rosa in solcher Vehemenz bei der Künstlerin vorher nicht verwendet wird, ist der Einfluss aus der Sommerakademie, die Stangenberg-Merck im selben Jahr besuchte, in dem auch dieses Selbstportrait entstand, nachvollziehbar. Weiterhin ist Kokoschka ein Meister des Selbstportraits, es ist zwar keine genaue Anzahl seiner Selbstbildnisse bekannt, da er diese nicht nur in Öl, sondern auch in Aquarell und Bleistift ausführte, aber mindestens 30 Selbstportraits allein in Öl sind in der Kunstwelt geläufig. Das Selbstbildnis Heidy Stangenberg-Mercks wirkt durch die leichte Drehung des Kopfes, der dieser Drehung folgenden Bewegung der Haare und der gegensätzlichen Schulterneigung sehr dynamisch. Es wirkt, als sei die Künstlerin aktiv in Bewegung dargestellt. Dies ist bei Künstlerselbstportraits eher selten zu finden. Meist bilden sich die Künstler mit Attributen wir Pinsel, Staffelei oder Palette ab, in der Mitte des 20. Jahrhunderts auch gerne im Anzug, um ihren gesellschaftlichen Stand zu verdeutlichen, wie etwa Max Slevogt oder Max Liebermann. Auch hier scheint sich Stangenberg-Merck an Kokoschkas Interpretation des Künstlerselbstbildnisses zu orientieren, denn auch er präsentiert sich in diesen stets in einer Schulterstück-Komposition, oft wirkt er durch sein dynamische Fabrmodellierung in Bewegung. Auch hier ist also wieder der aktive Einfluss der Lehrer unserer Künstlerin sichtbar, die bewusst oder unbewusst prägende Elemente der Stile in ihr Werk integriert hat, aber nichtsdestotrotz ihre ganz persönliche Interpretation geschaffen hat. Isabella Schnürle
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AutorenYvonne Weber-Sturm Archiv
April 2021
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