Das Museum Stangenberg Merck liegt im Helene-Christaller-Weg in Jugenheim. Dieser ist nach der Schriftstellerin benannt, die im Blauen Haus am Anfang des Weges wohnte. Passend zum Geburtstag der Schriftstellerin erfahren sie heute und morgen mehr zu ihrer Person und dem Blauen Haus. Helene Christaller (geborene Heyer) wurde am 31.01.1872 in Darmstadt geboren. In ihrer Kindheit und Jugend besuchte sie das Hoffmännische Mädcheninstitut in Darmstadt, eine höhere Mädchenschule, deren Konfirmandenunterricht sie prägte. Im Jahr 1890 heiratete sie den Pfarrer und Schriftsteller Erdmann Gottreich Christaller, mit dem sie mehrere Jahre im Schwarzwald lebte. 1903 zog die Familie Christaller nach Jugenheim. Helene Christaller, mittlerweile Mutter von vier Kindern (Else, Walter, Gertrud, Erika), begann mit dem Umzug nach Jugenheim mit dem erwerbsmäßigen Schreiben. Durch ihre Jugendbücher, Erzählungen und Romane ernährte Helene Christaller ihre Familie. Ihre Bücher erzielten hohe Auflagen, ihr Roman „Gottfried Erdmann und seine Frau“ wurde 28 mal neu aufgelegt. Helene Christaller beschrieb in ihrer Biographie „Aus meinem Leben“ ihren Werdegang als Schriftstellerin wie folgt: „Aber erst muss ich erzählen, wie ich zum „Dichten“ kam. Ein bisschen hatte ich es schon als junges Mädchen getan, meist fromme Lyrik; aber dann hatte ich mit den Kinder und Haushalt, Garten und Gemeinde keine Zeit mehr dazu. Aber im Kindergottesdienst erzählte ich zum Schluss stets eine schöne Geschichte, die den Hauptgedanken der Katechese herausarbeiten sollte. Meistens hatte ich sie mir selbst ausgedacht, und da man öfters dieselbe Geschichte wieder hören wollte, die schönsten davon aufgeschrieben. Eines Tages besuchte ein Reisender der Inneren Mission, der auch ein Sonntagsblättchen für Kinder herausgab, den Kindergottesdienst, hörte mir zu, folgte ins Pfarrhaus und trug nach einigem Widerstreben von meiner Seite die in ein Schulheft geschriebenen Geschichten davon. Ich erhielt sie dann gedruckt und reichlich mit Bibelsprüchen geziert wieder; über letzteres tröstete mich ein anständiges Honorar – das erste selbstverdiente Geld! Herrlich! Ich hätte mit keinem Koenig getauscht.“ Helene Christaller in: "Aus meinem Leben", 1937 Helene Christaller schrieb vor allem in ihrem Zuhause, im Blauen Haus. Erst nachdem „die Kinder alle das Haus verlassen hatten“, wie sie es in ihrer Biografie beschreibt, packte sie die Reiselust. Zunächst ging sie nach Schweden, wo sie das Buch „Das Reich des Markus Neander“ schrieb und „Verborgenheit“ beendete. Dies sollte ihre einzige Reise in den Norden sein, denn in Zukunft zog es sie in den Süden. In Italien fand sie ihre zweite Heimat. Am Lago Maggiore kaufte sie sich ein Haus und reiste regelmäßig in den Wintermonaten dort hin. „Diese Wintermonate sind auch meine beste Arbeitszeit. Der stillere Haushalt erlaubt größere Konzentration, die südliche Sonne löst Blut und Gedanken, die Phantasie treibt Blüten.“ Helene Christaller in: "Aus meinem Leben", 1937 In Deutschland war ihr Zuhause, das nach ihr benannte, Helene Christaller Haus in Jungenheim. Dort lebte sie zunächst mit ihrem Mann, dann mit ihrer Mutter, dem "Urchen", „in Notzeit“ fanden ihr Sohn und ihre Enkel eine Heimat bei ihr. Ein weiterer Bewohner des Hauses war, wie sie es beschrieb, das liebe, lustige, beinah gehörsame und bildschöne "Brüderchen". Ein goldbrauner Langhaardackel, den die Schriftstellerin zu ihrem 60. Geburtstag von einem Freund und Verleger geschenkt bekam. „Freunde machen das Leben reich. Auch mein Leben haben sie geschmückt und begleitet, Männer und Frauen, liebevolle, treue und einfache, bedeutende und anregende, Künstler und Wissenschaftler, und daneben Frauen mit goldenem Gemüt, hilfsbereit, mitfühlend und mittragend, ‚angenehm um einen herum.‘“ Helene Christaller in: "Aus meinem Leben", 1937 Helene Christaller verstarb 1953 in Jugenheim. Auch ihre Enkelin Katja Christaller, geboren 1925, war in Jugenheim beheimatet und spielte als Kind mit Heidy Stangenberg-Merck (Jahrgang 1922). Ihre Freundschaft hielt ein Leben lang; auch der ein oder andere Urlaub wurde zusammen verbracht. Katja Christaller, später Katja Stehli-Christaller machte als Dichterin auf sich aufmerksam. Im Artificium wird ihre Gedichtsammlung "Schattenstufen" verkauft. links: ca. 1932: rechts außen Katja Christaller, neben ihr Heidy Merck; rechts: "Schattenstufen" Viktoria Hellriegel
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AutorenYvonne Weber-Sturm Archiv
April 2021
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