Das große Ölbild mit den Maßen 73x88,5 cm zeigt einen spärlich eingerichteten Raum, eigentlich nur eine Wand des Raumes, mit Blick in einen Nebenraum, in dem eine Frau, bekleidet mit Kopftuch, dunklem knielangem Kleid, Schürze und Pantoffeln, an einem Tisch etwas auf einem Tablett anrichtet. Sie ist nur im Dreiviertelprofil von hinten zu sehen. Ein kleines Fenster linksseitig der Tür gewährt den Blick auf den Abzug eines Steinofens, es handelt sich bei dem Nebenraum also um die Küche. Die Wand ist auf der Höhe des Türsturzes mit einem die gesamte Wandbreite einnehmenden Regalbrett ausgestattet, auf dem einige Gefäße und Bilder abgestellt wurden. Unter dem kleinen Fenster steht ein blauer Tisch mit rosafarbenem Tischtuch und ein Stuhl, rechts der Türöffnung stehen einige Flaschen auf einer blauen Anrichte. Farblich ist das Bild ruhig gehalten, die cremefarbene Wand wird durch das Regal, den Türrahmen, Tisch und Anrichte in Blau abgesetzt. Der hellbraune Boden findet sich farblich in einigen Details wieder, den Gefäßen auf dem Regal, dem Stuhl auf der linken Bildseite und der großen Flasche auf dem Beistelltisch. Die Farbgebung des rosa Tischtuchs wird bei der Koloration der Schürze wiederaufgenommen. Kompositorisch wird das Bild durch eine beherrschende Horizontale (das Regalbrett auf Zweidrittel der Bildhöhe) zwei Vertikalen (den Seitenleisten des Türrahmens) und einer pyramidalen Anordnung des Türrahmens in der Mitte von Tisch und Anrichte bestimmt. Ein Kafenion ist als traditionelles griechisches Kaffeehaus eine typisch griechische Institution und gehört in jedem Dorf- oder Stadtzentrum einfach dazu. Ein Kafenion lebt nicht vom besonderen Ambiente oder von der Auswahl an Getränken und Speisen, sondern stellt den zentralen Anlaufpunkt in der griechischen Gemeinschaft dar, an dem man jede Art von Information erhält. Es ist der soziale Hotspot: Hier kennt man sich, hier trifft man sich, diskutiert und spielt Karten oder Tavli, das griechische Backgammon, trinkt gemeinsam einen Kafe Elliniko und verbringt seine Freizeit. Früher hatten die Kafenia das erste Telefon im Ort, später den ersten Fernseher. Spärlich eingerichtet, weiß gekalkte Wände, ausgestattet mit den typischen Holzstühlen mit Bastsitz, den runden Blechtischen, die auch gerne nach draußen unter einen Maulbeerbaum oder eine Platane gerückt werden, mit Devotionalien ansässiger Vereine, einem Kalender, einer Uhr und einem Fernseher, werden nur wenige Getränke und einfache Speisen angeboten; auf dem Land übernimmt das Kafenion auch die Nahversorgung und verkauft einige Lebensmittel. Heute sterben die Kafenia aus und werden fast nur noch von der älteren Generation besucht. Yvonne Weber-Sturm
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AutorenYvonne Weber-Sturm Archiv
April 2021
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