Karl Stangenberg bereiste in den 50iger-Jahren mit seiner Frau Heidy Stangenberg-Merck zweimal die Insel Ischia. Als Flötist doch eigentlich ganz der tonalen Kunst verschrieben, schuf Karl Stangenberg auf Ischia Zeichnungen und Tempera-Malereien, die der Museumsbesucher heute in einem eigens gestalteten Raum antrifft. Auf der Insel im Golf von Neapel entstanden Landschaften und Stillleben, die sich in geometrischen Formen und Flächen auflösen und in ihrer Farbigkeit luftig, leicht und freundlich wirken. Die Temperas deuten auf ein grundlegendes Interesse am Konstruktivismus und Kubismus hin, aber die große Inspiration, in dieser Art zu malen, war eine andere: die Begegnung mit dem damals schon bekannten Maler Werner Gilles. Werner Gilles (1894-1961) studierte nach dem Ersten Weltkrieg Kunst an der Akademie in Weimar, bis er im Jahr 1921 an das neu gegründete Bauhaus wechselte und in die Klasse von Lyonel Feininger aufgenommen wurde. Im selben Jahr reiste er das erste Mal nach Italien, das ihn immer wieder anzog. Ab dem Jahr 1951 lebte Gilles winters in München und im Sommer auf Ischia, wo er sein zentrales Bildthema fand: die Ur-Landschaft zwischen mythologischen und inneren Welten. Er schuf Ölbilder und Aquarelle plein-air, also mitten in der Natur, und reduzierte seinen Eindruck auf das Elementare. Landschaften werden geometrisch aufgebrochen und stilisiert, in Muster und Zonen angelegt, die farblich hart voneinander abgegrenzt werden. Werner Gilles und seine neue Art zu malen müssen großen Eindruck auf das Künstlerehepaar Stangenberg-Merck gemacht haben. Auf Ischia malte auch Heidy Stangenberg-Merck einige Bilder, die unverkennbar den Einfluss Gilles´ aufzeigen. Yvonne Weber-Sturm Karl Stangenberg auf Ischia, 1955; Foto: privat 1957 auf Ischia: Karl Stangenberg präsentiert seine neusten Bilder und die seiner Frau - als Scherz titulierten sie die Wand ihrer Unterkunft „studio per pittura“; Foto: privat KST, Straße (St. Angelo d´Ischia), Tempera, 1957 KST, Felsenhaus mit blauer Tür (Ischia), Tempera, 1960
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AutorenYvonne Weber-Sturm Archiv
Januar 2021
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